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»Solaris ist der berühmteste Science-Fiction-Roman des Polen Stanislaw Lem. Ein Meisterwerk des modernen utopischen Romans, logisch im Aufbau, verständlich trotz der komplexen technischen und biologischen Materie, packend und spannend erzählt. « (Oberösterreichische Nachrichten)

Der Roman behandelt eines der zentralen Themen Stanislaw Lems: die Möglichkeit völlig fremden, dem menschlichen nicht mehr vergleichbaren Bewusstseins, völlig fremder Systeme intelligenten Lebens, völlig fremder Existenzformen und die Auseinandersetzung mit ihnen. Der Roman imaginiert die jahrzehntelangen Versuche einer zukünftigen Menschheit, eine Lebensform zu ergründen, die wie ein riesiges Meer aus Plasma einen ganzen Planeten erfüllt. Der lebende Ozean vermag es, die geheimste Schuld von Menschen in deren Psyche ausfindig zu machen und zu reproduzieren. Im Falle des Erzählers ist es der Tod seiner jungen Frau, an dem er sich schuldig fühlt.

"Solaris ermöglicht mehrere parallele und sogar widersprüchliche Interpretationen. Lesen kann man es als Satire, als tragische Romanze, als kafkaeske Parabel, als metafiktionale hermeneutische Parodie oder als ironisches Ritterepos eines Cervantes. Keiner dieser Vergleiche kann die wahre Identität abgeben, was wahrscheinlich die Absicht des Autors war. Sich gleichzeitig widersprechende und motivierend wirkende Interpretationen des Werkes erzeugen eine metaphorische Darstellung des Geschehens".


Istvan Csicsery-Ronay

 
Solaris (dt. Solaris, 1972) ist der berühmteste Roman von Lem – er macht ih weltberühmt – und ist für sein Genre so wichtig, wie vielleicht kein anderes polnisches Literaturwerk: es gilt als klassisches Werk der Science-Fiction-Literatur - neben den Werken von Wells, Stapledon, oder Dick. Wissenschaftliche kritische Studien zu diesem Roman erschienen zuhauf, in allen wichtigen Sprachen. Solaris verdankt seinen Erfolg wahrscheinlich der gelungenen Verknüpfung von der ernst behandelten Problematik eines ersten Kontakts mit außerirdischem Leben mit emotionaler, romantischer Aktion. Die Geschichte verläuft zwar nach den allseits bekannten irdischen Schemen, mythologischen wie romantischen, zeigt letztendlich aber wie machtlos und entfernt diese Schemen gegen eine Entfremdung sind.
Jerzy Jarzębski

Als ich Kelvin in die Solaris-Station brachte und ihm befahl, den erschrockenen und betrunkenen Snaut zu erblicken, wusste ich selbst noch nicht, was ihn eigentlich erschreckte, ich hatte nicht die leiseste Idee, warum Snaut durch einen normalen Ankömmling in Angst versetzt wurde. In diesem Moment wusste ich es nicht, aber ich sollte es bald erfahren, denn ich schrieb ja weiter.
Dieser Überraschungseffekt, der auch für den Schreibenden gilt, hat jedoch nichts mit der Qualität des Werks zu tun, die Spontaneität garantiert sie nicht.

Um neunzehn Uhr Bordzeit stieg ich, vorbei an den Leuten, die den Schacht umstanden, über die Metallsprossen ins Innere der Kapsel hinab. Drinnen war gerade genug Platz, um die Ellbogen wegzuspreizen. Sobald ich das Ende in die Leitung geschraubt hatte, die aus der Wand hervorstand, blähte sich der Raumanzug auf, und von nun an konnte ich nicht die kleinste Bewegung mehr ausführen. Ich stand —oder hing vielmehr —im Luftbett, mit der Metallhülle in eins verfugt
Als ich den Blick hob, sah ich durch die vorgewölbte Scheibe die Wände des Schachtes und weiter oben Moddards darüber-geneigtes Gesicht. Es verschwand sofort, und Finsternis brach herein, denn von oben wurde der schwere Schutzkegel aufgesetzt. Ich hörte den achtmal wiederholten Pfiff der Elektromotoren, die die Schrauben festzogen. Dann - das Zischen der Luft, die in die Amortisatoren eingelassen wurde. Das Auge gewöhnte sich an die Finsternis. Schon sah ich den blaßgrünen Umriß des einzigen Kontrollanzeigers.