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»In den Berechnungen war ein Fehler. Sie waren nicht über die Atmosphäre hinweggeflogen, sondern waren mit ihr zusammengestoßen. Das Raumschiff bohrte sich mit lautem Krachen, von dem die Trommelfelle anschwollen, in die Lufthülle. « So beginnt Stanislaw Lems Buch Eden und die Havarie der fünf Astronauten, die auf dem Planeten gleichen Namens in einem fernen Sonnensystem merkwürdige und bedenkenswerte Abenteuer erleben.

Jerzy Jarzeski schreibt in seinem Aufsatz »Stanislaw Lern, Rationalist und Sensualist«: »Eden ist ein recht typischer SF-Roman, der die Abenteuer einer irdischen Expedition auf einen fremden Planeten beschreibt. Die Astronauten treffen dort eine auf ziemlich hohem Niveau stehende Zivilisation an, die sich jedoch auf originelle Weise entwickelt hat, indem sie die Vervollkommnung der Produktionsmittel durch die Steuerung der Bioevolution ersetzt hat. So sind »lebendige« Fabriken entstanden und schließlich Projekte mit dem Ziel, die Bevölkerung von Eden durch eine Generation von Mutanten zu ersetzen, die ihre Gestalt entsprechend den Prinzipien der Herrscher des Planeten erhalten haben. Was passiert jedoch, als das Experiment mißlungen ist: nach den mißlungenen Fabriken ist die Reihe an die fehlerhaften Eden-Bewohner gekommen, eine anonyme Zentralregierung hat ihren Tod beschlossen . . .

Es gab (…)eine italienische Übersetzung der »Astronauten« - »Pianeta Morto«, sowie »Gli esploratori del astro ignoto« - also einfach »Eden«. Selbstverständlich ein totaler Flop, denn niemand wollte es kaufen. (…) Ich kam durch zwei Eingänge auf den ausländischen Büchermarkt - es erging mir ebenso wie Mrozek, der einmal das Theater durch den Hintereingang betrat und dann durch den Haupteingang. Die ersten Ausgaben blieben ohne Echo und die späteren -obwohl dieselben Bücher und dieselben Übersetzungen -brachten den Verlegern Riesengewinne ein, und die Auflagen vermehrten sich wie die Kaninchen. Übrigens eine für den Westen ziemlich typische Erscheinung.

»Eden« ist mir heute eher gleichgültig. Meinetwegen -passabel. Literarisch wahrscheinlich eine Niete, weil das Buch an seinem Schematismus bei der Darstellung der Helden und überdies an einem oberflächlichen Weltbild krankt, obwohl es ein Roman ist, der sich gut liest. Dennoch ist es zweitrangige Literatur, wenn auch im Vergleich mit typischen Produkten der Science-fiction vielleicht sogar gut; aber man kann nicht einen Menschen von normalem Wuchs an Buckligen messen und von ihm behaupten, er sei Apoll.

Erstes Kapitel

In den Berechnungen war ein Fehler. Sie waren nicht über die Atmosphäre hinweggeflogen, sondern waren mit ihr zusammengestoßen. Das Raumschiff bohrte sich mit lautem Krachen, von dem die Trommelfelle anschwollen, in die Lufthülle. Sie spürten auf ihren Liegen das Nachglei-Icn der Stoßdämpfer. Die vorderen Bildschirme flammten auf und erloschen. Das Kissen der glühenden Gase, das auf die Raketenspitze drückte, überzog die Außenobjektive mit einem Schleier. Der Bremsvorgang war ungenügend und hatte zu spät eingesetzt. Gestank von schwelendem Gummi erfüllte den Steuerraum. Der Bremsdruck machte sie blind und taub. Das war das Ende.