Tomasz Lem ist der spät geborene Sohn von Stanisław Lem, er hat also keine Erinnerungen an den Vater als jungen Mann. In "Schwerkraftbedingte Misshelligkeiten" porträtiert er den berühmten Vater (...) Zum Vorschein kommt die Geschichte des Menschen Lem: die Geschichte seiner Kriegsabenteuer, die in wenigen Worten erzählt werden, seiner Wohnungen und Häuser, seiner Auslandsreisen und längeren Aufenthalte in West-Berlin und Wien, seiner Freundschaften und intellektuellen Beziehungen sowie seiner persönlichen Leidenschaften und Schwächen, insbesondere seiner verhängnisvollen Vorliebe für Süßigkeiten. Begleitet wird Lem von seiner Frau Barbara, die stets in seinem Schatten steht, aber als Partnerin und Betreuerin in all den Jahren ihrer Ehe eine außerordentlich wichtige Person ist.
Es handelt sich hierbei, was aus einer breiteren als der familiären Perspektive noch interessanter ist, um das Porträt einer außergewöhnlichen Persönlichkeit in den Jahren totalitärer Herrschaft, des Kalten Krieges, der Zensur sowie der allgemeinen Mangelwirtschaft im sozialistischen Lager. Der Kampf des widerspenstigen Lem mit diesen Unannehmlichkeiten, seine Proteste, seine Ohnmacht und seine Apathie dienen zum einen als Vorwand, um die düstere Realität des Kommunismus darzustellen, und sind zum anderen Gegenstand unzähliger grotesker Anekdoten.

Jerzy Jarzębski (Vollständige Rezension)